Ab 1. Februar 2021 (Militärputsch); aktualisiert am 2.8.22
Liebe Freundinnen und Freunde der INEDUCO Stiftung
Sie fragen sich vielleicht, wie es eigentlich in Burma bezüglich der INEDUCO – Projekte und der Notsituation weiter läuft. Jetzt, wo alle in Richtung Ukraine schauen.
Ja, es sieht (wie auch in Afghanistan, in Jemen und in weiteren Orten in der Welt) ziemlich übel aus:
Nach dem vor 17 Monaten erfolgten Militärputsch und dem Scheitern jeglicher Verhandlungen ist der anfangs September 2021 begonnene Bürgerkrieg nach wie vor im Gange. In den Städten bedeutet dies Bombenexplosionen, in ländlichen Gebieten zum Teil offener Waffengang, unsichere Schulwege, verbrannte und vergaste Dörfer, Tausende Flüchtende. Die Wirtschaft ist komplett am Boden, viele Leute sind ohne Jobs, kämpfen ohne Unterstützung ums Überleben, sind also in echter Not. Kontakt haben wir per Viber, Signal, seltener per Mail; Strom- und Internetausfälle sind sogar in Yangon die Regel.
Im letzten Meeting der Swiss-NGOs (per Zoom, am 29. März 22) – organisiert durch die Botschaft der Schweiz in Myanmar – hiess es offiziell: „Möglichst im Graubereich weitermachen; bis jetzt lassen die Militärs die Entwicklungsprojekte, die ihnen ungefährlich erscheinen, mehr oder weniger in Ruhe.“
So gehen auch unsere Projekte in den entlegenen Regionen – die Mangroven – und Umwelt-Sensibilisie-rungsprojekte „Community Environmental Empowerment Program (CEEP)“ und auch die Kombination von „Agro- and Aqua-Forestry (AFP)“ im Ayeyarwady-delta – weiter. Allerdings haben wir nach wie vor das Problem des Geldtransfers in die Projektgebiete; die Kontrolle durch das Militär wird immer enger; jede Person, die (ab einem bestimmten Betrag) Geld abholt wird einvernommen. Aber auch diesbezüglich suchten und fanden wir inzwischen Lösungen – mindestens für kleinere Beträge.
Seit kurzem haben wir in dieser Notsituation die Humanitäre Hilfe wieder aufgegriffen, mit kleinen Beträgen an uns persönlich bekannte lokale Personen und Gruppen. Dies funktioniert u.a. über Western Union; bei kleinen Beträgen war dies bisher – zum Glück – ohne Kontrolle und Abzüge!
Kriterien für diese Art von Zuwendung sind unsere persönlichen Beziehungen, in der Regel über Jahre, das Wissen, was mit dem gespendeten Geld genau passiert und die Gewissheit, dass tatsächlich eine grosse Notsituation besteht. So haben zum Beispiel zwei Lehrerinnen ihr Haare und ihren Schmuck verkauft, um Lebensmittel für ihre Familien erstehen zu können.
Der Entscheid vorübergehend vermehrt im Bereich humanitäre Hilfe aktiv zu werden, stützt sich auch auf unsere INEDUCO-Statuten. Dies soll aber in einer Art von «Humanitarian Packages» erfolgen. Das ist eine Kombination zwischen Soforthilfe und der Unterstützung jeglichen Bestrebens, möglichst selber einen Weg aus der schlimmen Situation herauszufinden. Und so sieht das Package aus:
Eine einmalige Soforthilfe (CHF 150 – 200), um sofort lebensnotwendige Güter – wie z.B. auch Medikamente – für ein paar Wochen zu kaufen, oder um die Miete für ihre Behausung zu bezahlen oder um sich aktiv um eine Stelle bewerben zu können.
Um einen ev. etwas grösseren Betrag könnte es sich handeln, um damit möglichst selber aus dem Schlammassel herauszufinden, um z.B. einen kleinen Micro-Business zu eröffnen, um sich mit anderen zusammen zu tun und mit diesen eine Aktivität zu planen und wenn möglich ein kleines Projekt zu starten.
Der zweite Schritt ist nach unseren Erfahrungen erst möglich, wenn die betreffenden Personen erst einmal aufatmen – ihre Grundbedürfnisse für ein paar Tage oder Wochen abdecken – können und dann über die Energie verfügen, ihr Netzwerk wieder zu aktivieren und nach vorne zu schauen, um z.B. einen Verkaufsstand einzurichten oder ein kleines Stück Land neu zu bepflanzen. Bei diesem Schritt ist die INEDUCO Stiftung allenfalls auch bereit, mehr als einmalig zu unterstützen. Und das Geld fliesst nach wie vor über Gewährspersonen, mit denen wir in den letzten (10-15) Jahren zusammengearbeitet haben.
Herzliche Grüsse
INEDUCO Stiftung, Niklaus Brockhaus und Heinz Ermatinger